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AI im Fundraising: Tools als Partner

“Ich glaube, künstliche Intelligenz wird unser Partner sein. Wenn wir sie missbrauchen, wird sie ein Risiko sein. Wenn wir sie richtig einsetzen, kann sie unser Partner sein.” (Masayoshi Son)

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Wird die Künstliche Intelligenz (AI) uns Fundraiser*innen bald überflüssig machen? Werden Spendenbriefe, Projektkonzepte, gar Telefongespräche mit Spender*innen bald vom Computer mit menschlichem Gehirn übernommen?

So weit ist es noch nicht. Denn wir Fundraiser*innen haben und brauchen drei Eigenschaften, die künstliche Intelligenz nicht hat: ureigene Kreativität, persönlichen Kontakt zu Menschen und vor allem: Empathie. AI kann die menschliche Note nicht ersetzen, die es braucht, um Beziehungen zu Spender*innen aufzubauen und sie zum Spenden zu inspirieren.

Aber künstliche Intelligenz kann und sollte unser Partner sein, wenn wir dabei die Risiken nicht vergessen. Sie kann uns helfen, unsere Spenderdaten genauer zu analysieren, unsere Zielgruppen zu finden – auch Großspender*innen –, sie individueller anzusprechen, unsere Texte zu verbessern.

Dabei dürfen wir aber Fragen des Datenschutzes und der Persönlichkeitsrechte nicht übersehen. Auch bleibt die Frage, inwiefern wir etwas als von uns ausgeben dürfen, das nicht aus unserer Feder oder Hand stammt, sondern AI-gemacht ist. Und schließlich müssen wir – wie immer im Fundraising – abwägen, was noch ethisch vertretbare Manipulation ist und was darüber hinaus geht.

 

KI-Hand berührt menschliche Hand

 

Doch werden wir einmal konkret: Welche aktuellen AI Tools können uns Fundraiser*innen in Deutschland bei unserer Arbeit unterstützen und uns helfen, bessere Ergebnisse zu erzielen?

  1. ChatGPT: Da ist natürlich ChatGPT (siehe auch meine April-Kolumne), die Sprach- und Textausgabe mit künstlicher Intelligenz. Mit ihr lassen sich Ideen für Texte – z. B. Dankbriefe, Veranstaltungseinladungen – generieren, die man als Vorlage nehmen oder auch komplett übernehmen mag. Außerdem können Texte variiert und so kreativer gestaltet und individualisiert werden: So kann ich meinen Spendenbrief von ChatGPT einmal im typischen Stil von Unicef schreiben lassen oder an die Zielgruppe junger Studierender.
     
  2. Deepl Write: Deepl Write – noch in der Beta-Version – hilft ebenfalls beim Verfassen von Texten als AI-basierter Schreibassistent. Überprüft werden Rechtschreibung, Interpunktion und Grammatik, so dass uns Fundraiser*innen da keine peinlichen Fehler mehr passieren können. Gleichzeitig macht das Programm auch Vorschläge zur Verbesserung des Schreibstils und bietet Synonyme an. Neben ChatGPT ist Deepl Write also ein weiteres gut geeignetes Textwerkzeug fürs Fundraising.
     
  3. Elai: Mit Elai können wir unseren Text dann sogar in kurze Videos überführen. Das kann zusätzliche Aufmerksamkeit garantieren. Hightech-Videos dürfen wir hier nicht erwarten. Aber mit einer Auswahl an Avataren, der Integration von Bildern und bunten Grafiken eignet sich Elai schon recht gut für Erklärvideos auf der Website: Wie werde ich Schul-Pate oder wie fülle ich das Petitionsformular aus?
     
  4. Playground AI: Mit Playground AI verlassen wir die Textwelt und begeben uns in die Bilderwelt. Denn Playground AI erstellt nach Text-Beschreibung (oder auch nach anderen Bildvorlagen) Bilder und Grafiken für Flyer und Websites: eine schöne ökologisch erhaltene Landschaft mit einem Bauernhof in der Mitte oder einfach auch nur ein leerer Teller.
     
  5. FundraiseUp: Richtig spannend wird es mit Online Giving Tools, die sich AI zunutze machen, um Spender*innen individuell genau nach dem passenden Spendenbetrag zu fragen. Dabei wird aus Erfahrung gelernt: Wo (in welcher Stadt, in welchem Stadtviertel) wohnt der Spender? Welchen Provider und welchen Computer oder welches Handy nutzt er oder sie? (Apple-Nutzer*innen wird etwa ein höherer Spendenbetrag vorgeschlagen als Samsung-Nutzer*innen.) Und natürlich lernt FundraiseUp auch aus dem bisherigen Spendenverhalten der Person und versucht zielgenau Einmal-Spender*innen zu Mehrfach-Spender*innen zu machen. Der Erfolg scheint FundraiseUp, das auch für Deutschland erhältlich ist, recht zu geben!
     
  6. Keela: Keela ist ein CRM-Analysetool, das Spenderdatenbanken auf AI-Basis analysiert. Ergebnis: Wann bittet man am besten welchen Spender über welchen Kommunikationskanal um welchen Betrag? Individuell für jeden Spender bzw. jede Spenderin! Keela ist allerdings in Deutschland noch nicht erhältlich.

Fazit: AI entwickelt sich rasant schnell. Und es bietet große Möglichkeiten, sein Fundraising zu optimieren und erfolgreicher zu machen. Gleichzeitig erhöht es natürlich die Konkurrenz und bevorteilt große NGOs, die diese technischen Entwicklungen mitmachen können, gegenüber kleineren.

Vor allem dürfen wir aber eines nicht vergessen: „People give to people“ und nicht an künstliche Intelligenz. Das wird so bleiben. Und das dürfen wir nicht aus den Augen verlieren.

 

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Porträt Dr. Christian Gahrmann

Über den Kolumnisten

Dr. Christian Gahrmann ist Experte für strategisches Fundraising und passionierter Geschichtenerzähler. Nach Stationen als Fundraiser bei der Deutschen Diabetes Stiftung, Roland Berger Strategy Consultants und der China-EU School of Law arbeitet Christian Gahrmann seit 2012 als selbstständiger Fundraising-Berater (www.christian-gahrmann.de).

Zu seinen Beratungsschwerpunkten gehören unter anderem die erfolgreiche Gestaltung und Umsetzung von Fundraising in den sozialen Medien. Er ist Gründer der größten Fundraiser-Community (www.nachhaltiges-fundraising.de) und der größten Spender-Community (www.traumspender.de) auf Facebook.

 

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