Von Ute Stolpe
Dr. Juliane Kronen vermittelt mit ihrer innatura gGmbH Sachspenden in großen Mengen. © innaturaUnternehmensberaterin Dr. Juliane Kronen geht mit ihrer innatura gGmbH neue Wege: Sie vermittelt Sachspenden im großen Stil. Gleichzeitig schlägt sie damit eine Brücke zwischen Unternehmen, die bereit sind zu spenden und Organisationen, die auf der Suche nach günstigen Waren sind. Was einfach klingt, ist ein logistisches Meisterwerk.
Die innatura gGmbH ist Deutschlands erste Plattform, die fabrikneue und einwandfreie Sachspenden auch in kleinen Mengen vermittelt. So erhalten gemeinnützige Organisationen und Einrichtungen Zugang zu bedarfsgerechten Sachspenden. innatura erhält die Produkte direkt von den Hersteller- und Handelsunternehmen, lagert sie und vermittelt sie aus dem innatura-Lager weiter.
Wie 200.000 Shampoo-Flaschen einen Stein ins Rollen bringen
Alles begann mit 200.000 Flaschen Shampoo, die falsch etikettiert auf dem Hof eines Herstellers standen. Der wollte sie nicht wegwerfen, aber auch kein Lager damit blockieren. Durch einen Kollegen erfährt Dr. Juliane Kronen, die damals noch Geschäftsführerin einer Unternehmensberatung war, von den Shampoo-Flaschen. Sie versucht sofort einen Abnehmer zu finden, denn in ihrem Job berät sie auch Hilfsorganisationen. Doch zwei Tage Zeit reichen nicht, um solch eine Menge unterzubringen. Länger ist der Hersteller jedoch nicht bereit, die Flaschen zu lagern. So werden sie schließlich entsorgt.
Dieses Erlebnis bringt Juliane Kronen zum Nachdenken. Wie vielen Unternehmen geht es wohl ähnlich wie dem Shampoo-Hersteller? Sie beginnt zu recherchieren und bringt es ans Licht: Jährlich werden in Deutschland fabrikneue Konsumgüter im Wert von ca. sieben Milliarden Euro vernichtet. Die Unternehmen machen das nicht gerne. Viele wären durchaus bereit, die Waren zu spenden. Doch der logistische Aufwand ist hoch – und oft teurer als die Entsorgung. Auf der anderen Seite ist die zur Verfügung stehende Menge der Güter für die Hilfsorganisationen nicht planbar. Diese logistische Lücke schließt seit 2013 die innatura gGmbH: „Der Kern von innatura ist, dass wir gegenüber den Herstellern sicherstellen, dass die Spenden dahin kommen, wo sie gebraucht werden und umgekehrt garantieren wir den Empfängern, dass sie fabrikneue Produkte erhalten“, erklärt Juliane Kronen.
Banken scheuen die Finanzierung
Die Finanzierung der innatura gGmbH war nicht einfach. Banken fanden das Projekt lediglich „interessant“ und auch Stiftungen wollten erst sehen, wie es läuft. Schließlich konnte Juliane Kronen den sozialen Venture Capital Fonds BonVenture überzeugen, dem gemeinnützigen Unternehmen mit einer Anschubfinanzierung unter die Arme zu greifen. Seit über zwei Jahren ist die innatura gGmbH nun auf dem Markt. Seitdem können kleine wie große Hilfsorganisationen im Onlineshop (www.innatura.org) aus über 1.000 gespendeten Produkten wählen und einkaufen. Sie zahlen dafür fünf bis 20 Prozent des Marktwertes und geben die Sachen an Bedürftige weiter oder nutzen sie für ihren Eigenbedarf.
Die Regale bei innatura sind mit fabrikneuen und einwandfreien Sachspenden gefüllt, die darauf warten, für gemeinnützige Zwecke zum Einsatz zu kommen. © innatura
Juliane Kronen hat für innatura ihren bisherigen beruflichen Werdegang aufgegeben und es nicht bereut. Auch wenn es eine permanente Herausforderung ist: Ständig muss zwischen Lagerkapazität und Engpässen jongliert werden. Helfen würde ihrem Unternehmen, wenn die Bekanntheit noch höher und eine stabile Kundenbasis geschaffen wäre. Bisher hat sie mehr als 30 Spender-Unternehmen gewonnen. Auf der anderen Seite haben mehr als 500 Organisationen Sachspenden im Wert von mehr als drei Millionen Euro abgerufen.
Von Anfang an arbeitet Kronens Unternehmen mit der britischen Vorreiter-Organisation In Kind Direct zusammen. Diese wurde 1996 von Prinz Charles ins Leben gerufen. Mittlerweile arbeiten sie unter dem Dach des In Kind Direct International Network Organisationen in Großbritannien, Deutschland und Frankreich (DONSSOLIDAIRES) zusammen. Schirmherr des Netzwerkes ist Prinz Charles. Laut Juliane Kronen sind in anderen Ländern weitere Start-Ups geplant.
www.innatura.org www.inkinddirect.org www.donsolidaires.fr